Prinzbrücke: Nach 10 Jahren eine Entscheidung

Im Jahr 2009/10 begann die Diskussion um die sanierungsbedürftige Brücke über den Dortmund-Ems-Kanal in Hiltrup Ost. Die Brücke ist die einzige Zufahrt in das Gewerbegebiet „Nobelstraße“, das zwischen Bundesbahn und Dortmund-Ems-Kanal liegt. Die Brücke passieren daher neben normalem PKW- und LKW-Verkehr auch zahlreiche Sondertransporte. Besonders geprägt ist die Verkehrssituation durch den starken Radverkehr zum Bahnhof Hiltrup.

Bei der alten Prinzbrücke handelt es sich um ein technisches Baudenkmal. Sie hat ein besonderes Konstruktionsprinzip: Es handelt sich um eine genietete stählerne Stabbogenbrücke. Das Tragwerk besteht aus Fachwerkbögen, Portalriegeln und oberen und unteren Windverbänden. Die markante und bekannte Brücke hat sowohl eine ortsgeschichtliche Bedeutung für Hiltrup und auch einen verkehrs- und technikgeschichtlichen Wert als Denkmal. Daher kreiste die Debatte in den ersten zwei Jahren um die Frage: Kann man die alte Brücke sanieren, instand Setzen und als Fußgänger und Radfahrer Brücke erhalten? Leider stelle sich schließlich heraus, dass sie inzwischen so marode ist, das dies nicht mehr möglich ist. Zu diesem Zeitpunkt wurden die heute sichtbaren dicken Stahlplatten als Verstärkung an die Brücke geschraubt und die Fahrbahn so verengt, das nur noch eine Fahrspur frei ist.

Jetzt begann die Diskussion über eine neue Brücke. Die Kanalverwaltung (WSA Rheine) dachte dabei zunächst an eine klassische Stabbogenbrücke, wie man sie an vielen Stellen als Kanalbrücke sieht. Doch schon nach wenigen Monaten wurden von der Kanalverwaltung (WSA Rheine) vier Alternativen zum ersten Vorschlag erarbeitet, weil dieser nach eigener Einschätzung folgende Schwächen aufwies: „Bei dieser Lösung treten jedoch verschiedene Konflikte auf in der Baudurchführung, beim Anschluss der Straßen und Zufahrten, bei der Verkehrsführung während der Montage und nach Beendigung der Baumaßnahme“ auf. Die zuständigen politischen Gremien in Münster und die Fachverwaltung wurden gebeten, die vier weiteren Varianten zu prüfen und ein Votum abzugeben. Die Varianten 2 bis 4 waren weitere, zum Teil sehr aufwendige Brückenversionen, alle teurer als Variante 1, der erste Vorschlag. Die Variante 5 war keine Brücke, sondern ein sogenanntes Abfahrtsohr mit einer Anbindung der Nobelstraße an die Osttor-Hochbrücke. Anstelle der alten Prinzbrücke sollte das Abfahrtsohr durch eine zusätzliche Fußgänger- und Radfahrer-Brücke ergänzt werden. Diese Lösung war nicht nur die preiswerteste, sondern verursachte auch die geringsten Verkehrseinschränkung während Bauzeit, weil die alte Brücke weiter zur Verfügung stand. Und dieses Konzept trennt als einziges den Straßenverkehr vom Radverkehr. Allerdings hatte diese Variante auch einen Nachteil: Sie erforderte einen erheblichen Eingriff in den kleinen Wald auf der Nordseite der Hochbrücke. Trotzdem galt sie lange Zeit als Favorit mit breiter politischer Unterstützung von CDU, FDP und SPD.

In den Folgejahren wurden Umwelt Gutachten erstellt, die die Situation problematisierten. Allerdings hieß es lange Zeit, die Probleme könnten durch sogenannte Ausgleichsflächen gelöst werden. Inzwischen wuchs Münster auf über 300Tsd. Einwohner an, die wachsende Stadt wurde zum festen Begriff. In Hiltrup Ost sind drei Baugebiete mit 1500 Wohneinheiten in Planung, die Bevölkerung wächst. Das ehemalige Industriequartier Nobelstraße wurde umgewidmet, in Zukunft könnte dort auch ein Gewerbepark mit vielen neuen Arbeitsplätzen entstehen. Die zukünftige Brückensituation muss also auch zusätzliche Anforderungen bewältigen. Für 100 Jahre, sagt die Kanalverwaltung. Als Hiltruper SPD war uns die Trennung von Straßenverkehr und Radverkehr stets am wichtigsten, den Eingriff in den Wald hielten wir für verhältnismäßig. Andere sahen das anders. Es gab viele Einwendungen gegen diese Planung, mehr als die Kanalverwaltung erwartet hatte. Man suchte das Gespräch mit der schwarzgrünen Rathausmehrheit in Münster. Die Folge: Plötzlich fand man in ganz Münster keine geeigneten Ausgleichsflächen mehr. Zwar könnten solche Flächen auch außerhalb des Stadtgebietes im Umland gefunden werden, aber den Versuch gab es nicht. Als einzig mögliche Variante blieb die zum Beginn des Prozesses verworfene Lösung einer Ersatzbrücke übrig. Sie soll nun 3 Meter breiter werden, aber sie trennt auch dadurch nicht den Straßenverkehr vom Radverkehr. Wir werden sehen wie die Ortsentwicklung damit weiter gehen wird.

Ich vermute stark, man wird in einigen Jahren feststellen, hier wurde eine Chance für Hiltrup Ost und die Entwicklung des Quartiers Nobelstraße vertan. Die Gegenposition: Alle freuen sich über das erhaltene Wäldchen und die neue Brücke macht keine Probleme.

Warten wir es ab. Der Diskussionsprozess ist jetzt zu Ende. Wann wohl gebaut wird? Eigentlich sollte die Brücke schon 2016 fertig sein.