Pflegekräfte Mangel - in der vergangenen Woche Dauerthema in der WN

In der Uni Klinik sind bis zu 100 Stellen für Pflegende nicht besetzt. Eine Station, weitere Betten und 4 OP-Saäle sind dauerhaft gesperrt weil Personal fehlt. Auf die Presseberichte in Münster reagierte auch NRW Gesundheitsminister Laumann mit einem Hinweis darauf, dass die vorherige SPD geführte Landesregierung an der Misere Schuld sei. Und natürlich alle die die ausbilden…

Dazu hier eine Stellungnahme der ASG, Münsters Arbeitsgemeinschaft der Sozialdemokraten im Sozial- und Gesundheitswesen:

„Endlich hat jemand den Mut zuzugeben, dass es große Probleme gibt“, begrüßt Münsters Arbeitsgemeinschaft der Sozialdemokraten im Sozial- und Gesundheitswesen (ASG) die Entscheidung von Thomas van den Hooven, neuer Pflegedienst Chef am Universitätsklinikum, eine Station und vier OP´s zu sperren, weil es am notwendigen Pflegepersonal mangelt. Bis zu 100 Stellen sollen offen sein.

„Um diese zu besetzten, bräuchte man vermutlich bis zu 250 Bewerbungen, denn längst nicht alle wollen Vollzeit arbeiten“, macht ASG Sprecher Peter Jehkul (selbst Krankenpfleger) eine Rechnung auf. „Das sind mehr Gesundheits- und Krankenpflegerinnen als in ganz Münster an den fünf vorhandenen Schulen in einem Jahr ausgebildet werden.“ Er verwies gleichzeitig darauf, dass sich aus diesem Pool aber auch das Franziskus Hospital, die Raphaels Klinik, das Clemenshospital, die LWL Klinik, das Herz Jesu Krankenhaus, die Fachklinik Hornheide und das Alexianer Krankenhaus inklusive der Forensik bedienen. Und längst nicht alle Absolventen bleiben im teuren Münster.

„Stationen und OP´s zu sperren ist natürlich noch keine Lösung“ erklärt Hermann Geusendam-Wode, ebenfalls Krankenpfleger und Leiter einer Pflegeschule, „aber es schützt die Kolleginnen und Kollegen vor Überlastung und Krankheitsausfällen. Auch Patienten nützt es nichts Termine zu erhalten, die dann kurz vor der geplanten Aufnahme wieder abgesagt werden. Nun ist das Problem öffentlich und wir wollen helfen gemeinsam nach Lösungen zu suchen.“

Das Statement von Gesundheitsminister Karl Josef Laumann, der den für die Ausbildung in Münster Verantwortlichen sowie der rot-grünen Vorgängerregierung pauschal vorwarf, das Thema Ausbildung sträflich vernachlässigt zu haben, wiesen die beiden Sozialdemokraten zurück. „Der Pflegekräftemangel ist ein bundesweites Problem, egal wer wo regiert. Das weiß auch Herr Laumann. Es ist bildlich gesprochen bereits 10 nach 12! Da wäre es gut, wenn der zuständige Minister mit wenig Lösungsorientieren Schuldzuweisungen aufhört und endlich mit allen Beteiligten zusammenarbeitet.“

In Kliniken und Krankenhäusern auszubilden denen Pflegepersonal fehle, sei besonders schwierig, weil dort einfach keine Zeit sei neben der Pflege der Patienten auch noch Krankenpflegeschülerinnen praktisch auszubilden. Der Anregung des Ministers, auch weniger qualifizierte Bewerber zu berücksichtigen, wollten alle Krankenhäuser und Pflegeschulen gerne nachkommen. Die Arbeitswelt um die Ausbildung habe sich jedoch völlig verändert. Die Hälfte der Pflegenden arbeite heute Teilzeit. Regelmäßig arbeiteten Pflegeschülerinnen auch in der fünften Woche eines Ausbildungseinsatzes mit Kolleginnen zusammen, denen sie vorher noch nicht begegnet sind. Viele Einsätze dauerten aber aufgrund der Ausbildungsordnung nur 6 bis 8 Wochen. Und diese Kolleginnen wüssten dann auch nicht, was die Pflegeschülerinnen schon können und in welchen Bereichen sie noch Anleitung benötigten. Diese Aufgabe sollen speziell qualifizierte Praxisanleiterinnen übernehmen, von denen es aber viel zu Wenige gibt. Hermann Geusendam-Wode: „Für 20 Pflegeschülerinnen erhält ein Krankenhaus 1 Stelle für den Mehraufwand der praktischen Ausbildung. Etwa 10 der 20 Pflegeschülerinnen sind durchschnittlich an den 365 Tagen eines Jahres im Dienst. Zum Teil auch nachts. Die Praxisanleiterin ist maximal an 260 Tagen da, da können die vorgeschriebenen 10% Wochenarbeitszeit in Form von Praxisanleitung für jede Pflegeschülerin gar nicht erreicht werden.“

„Herr Laumann, verdoppeln Sie die Anleitungszeit! Das schützt die Patienten und macht die Azubis endlich wieder zufrieden. Und zufriedene Azubis sind die einzig nachhaltig erfolgreiche Werbung für den Pflegeberuf,“ macht die ASG Münster einen konkreten Vorschlag an den Minister.

Hermann Geusendam-Wode