Ein Moment Unaufmerksamkeit reichte gestern aus, um Tausenden den Heimweg zu verderben. Nach dem Lastwagenunfall auf der A1 lief im Feierabendverkehr in Münster so gut wie nichts mehr. Und auch heute Vormittag war es heftig. Viele Pendler kam wohl zu spät zur Arbeit.
Dabei müssen immer mehr Menschen zur Arbeit pendeln. Eine aktuelle Studie sagt, im vergangenen Jahr waren es rund 60 Prozent der Arbeitnehmer, 2000 etwa 53 Prozent. Diese Dimensionen dürften wir auch in Hiltrup, Rinkerode und Albersloh locker erreichen.
Arbeitsmediziner warnen, dass eine Fahrtdauer von mindestens 45 Minuten so belastend ist, dass die Gefahr gesundheitlicher Schäden deutlich zunimmt auch eine halbe Stunde ist nicht ungefährlich. Grundsätzlich ist die Wahl des Verkehrsmittels aus Sicht der Mediziner für die Gesundheitsgefahren eher unbedeutend, entscheidet sei vielmehr der Zeitaufwand. Und wer schafft es schon, von Hiltrup in die Stadt in weniger als 30 Minuten?
Was passiert erst, wenn immer mehr Menschen ins Umland ziehen, weil sie sich Münster nicht mehr leisten können und die Straßen noch voller werden? Das lange Pendeln kostet Kraft, die dafür verlorene Zeit fehlt oft im privaten Alltag und das bedeutet Stress. Die Folge: Die Risiken für Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder auch Burnout steigen.
Viele von uns haben sich so an diese Belastungen gewöhnt, dass man sie irgendwie hinnimmt. Aber an Tagen wie gestern und heute, wo gar nichts mehr geht – da wird es wieder sehr bewusst.
Bei der Diskussion um Baugebiete, Straßenbau und Velo Routen, müssen wir diesem Aspekt wohl zukünftig deutlich mehr Aufmerksamkeit widmen. Das Münster wächst, sehen sicher viele von uns positiv – nur die Fahrzeiten sollten wohl besser nicht mitwachsen.