Jetzt aber los!

Schon mal was von Eurodac gehört? Das ist nicht die europäische Antwort auf Disneys Familie Duck, sondern eine Datenbank. Von jedem über 14 Jahre alten Asylbewerber, Drittausländer, der bei der illegalen Überschreitung einer Außengrenze eines Mitgliedstaats angetroffen wird, oder sonstigen sich illegal im Hoheitsgebiet der Mitgliedstaaten aufhaltenden Drittausländern werden Fingerabdrücke von allen zehn Fingern genommen. Hört sich erst mal nach Verbrecherkartei an, aber sorgt einfach für Klarheit: eine eindeutige Identifikation von Zuwanderern.

So weit die Theorie. Praktisch sind in den letzten Monaten sehr viele Flüchtlinge ins Land geströmt, viele vorbei an allen Registrierungs- und Fingerabdruckstellen. Die Kehrseite dieses Chaos erlebt jetzt die Stadt Ahlen in unserer Nachbarschaft: WDR meldet heute, dass die Polizei die dortige Flüchtlingsunterkunft überprüft und dabei eine Vielzahl von Betrügern festgestellt hat: “Mehr als die Hälfte von 150 nordafrikanischen Bewohnern hätte Mehrfachpapiere gehabt und offensichtlich doppeltes Taschengeld kassiert, teilten die Ermittler mit.” Da wird plausibel, was die Medien von der Kölner Domplatte berichtet haben: dort sind angeblich Flüchtlingspapiere vor den Augen der Polizei zerrissen worden mit dem höhnischen Kommentar, man könne sich sofort neue Papiere holen.

Skandalös ist weniger der mehrfache Bezug von Sozialleistungen – das liegt nahe, wenn Geld lockt und der Zugang so einfach ist. Skandalös ist das Behördenchaos. Die vielgepriesene deutsche Gründlichkeit und Behördeneffizienz? Fehlanzeige. Und es sind die gebeutelten Kommunen, die hier die Suppe auslöffeln. Aber: Kanzlerin Merkel steht an der Spitze der deutschen Bundesverwaltung. Wer einlädt, muss sich auch rechtzeitig um die Folgen kümmern. Nicht nur den Präsidenten des zuständigen Bundesamtes auswechseln. Sonst drohen viel schlimmere Folgen: die riesige Zahl von ehrlichen und anständigen Flüchtlingen, die unser Mitgefühl und unsere Hilfe verdienen, wird sonst mit den schwarzen Schafen in einen Topf geworfen. Die Vielzahl von ehrenamtlichen Helfern wird lächerlich gemacht. Das schadet nicht nur den Flüchtlingen. Es ruiniert auch unser demokratisches Miteinander, weil es die rechten Schreihälse voranbringt.