Schlampige Baustelle in sauberer Wohnstraße
Die Nachbarn hatten sich in diesem Sommer sehr viel bieten lassen. Monatelang. Erst wurde die alte Hiltruper Post, das Elternhaus von Bernhard Poether abgerissen. Zu wenig Profit, zu groß die Versuchung, mit Eigentumswohnungen in zentraler Lage den schnellen Euro zu machen. Dann wurde großzügigst eine Baustelle eingerichtet, weit in die ohnehin schmale Fahrbahn hinein; Löcher im Asphalt als Radfahrer-Falle. Es ist ja “nur” der Schulweg zu insgesamt vier Schulen.
Um ein freundliches Verhältnis zu den Nachbarn kümmerte man sich mit viel Fantasie. Da klingelte jemand beim Nachbarn an der Tür: Haben Sie unser Werbebanner geklaut? Na ja, nicht wörtlich so, aber gemeint war es. Nett, wirklich nett diese Leute von der Vermarktung. Oder waren die etwa von der LBS, die von der Marktallee? Vorgestellt haben sie sich nicht.
Danach kreischten ohne Ende die Sägen. Steine schneiden, haben Sie das schon mal gehört? Große Kalksandsteinblöcke werden mit der Säge auf Maß geschnitten, das geht einfach schneller als das altmodische Stein-auf-Stein. Und das macht Krach, viel Krach, und Staub. Es staubt vor allem dann, wenn die Säge trocken läuft: eigentlich läuft beim Steineschneiden Wasser, um den Staub zu binden – auf dieser Baustelle durchaus nicht immer. Durchdringendes Säge-Kreischen, gewaltige Staubwolken, und das auf der anderen Seite des Gartenzauns im Wohnviertel. Sechs Tage die Woche. Aber es geht eben schnell, das müssen die Nachbarn doch einsehen, dass sie das eben hinnehmen müssen.
Genauso wie den Fahrzeugpark. Monatelang ist die schmale Wohnstraße zugeparkt mit Lastwagen, Lieferwagen, auch mal mit einem zusammengeklappten Kran, man bleibt nichts schuldig aus diesem Repertoire.
Wo gehobelt wird fallen Späne, ist das Motto. Gosda heißt der Unternehmer aus Ahlen, der diese Baustelle verantwortet, und für den Herbst hat er sich noch etwas Besonderes für die Nachbarn ausgedacht. Da kommt man aus dem Urlaub, und auf dem Gehweg, den man ja als Anlieger sauber halten muss, verbreitet sich der Silbersand. Silbersand auf dem Gehweg, Silbersand in der privaten Einfahrt, Silbersand auf den privaten Geranien und in den Geranientöpfen.
Kann vorkommen. Sagt man sich – aber wegmachen muss den Dreck Gosda. Es reicht jetzt einfach, das Fass läuft über. Das bekommt der Projektleiter von Gosda am Telefon zu hören, und er verspricht ganz leise, dass er sich kümmern will. Das ist 24 Stunden her, und gekümmert hat er sich einen Sch…. So sieht man sich genauer um, und überall liegt der Dreck. Styropor, Papier, Plastik: natürlich macht eine Baustelle Dreck, und Toleranz ist eine gute Übung – aber wie wäre es, ab und zu einfach mal einen B-E-S-E-N in die Hand zu nehmen, ihr Leute von Gosda? Oder wisst ihr nicht was das ist, Sauberkeit, Rücksichtnahme und solche Sachen?
PS: Es musste eben doch erst den Tritt vors Bein geben, bis Gosda reagiert: erst nach Veröffentlichung dieses Beitrags und eine entsprechende Information an Gosda ist dann doch noch ein Mann mit einem Besen dagewesen. Den von der Baustelle auf die andere Straßenseite gewehten Dreck hat er liegen gelassen. Und eine Entschuldigung für solche Zumutung – dazu konnte Gosda sich nicht bequemen. War wohl zu viel verlangt.