Gedenkstein für Zwangsarbeiterlager umgeworfen

Gedenkstein_Hiltrup_Ost_am_Waldpark

Der Waldpark in Hiltrup Ost hat eine beklemmende Geschichte. In den Kriegsjahren vor 1945 befand sich hier das Hiltruper Zwangsarbeiter Lager „Waldfrieden“ eines von drei großen Lagern, die die Deutsche Arbeitsfront ( DAF ) für ausländische Arbeitskräfte in Münster errichtet hatte. Das Lager in Gremmendorf war für 600 Menschen ausgelegt, das in Mecklenbeck für 800 Menschen und Hiltrup-Ost für 480 Menschen in 10 Baracken, in denen u.a. russische und ukrainische Familien lebten.

Wer im Lager „Waldfrieden“ untergebracht war, war gezwungen, in den damaligen Hoeschwerken zu arbeiten. Hoesch produzierte Röhren, nicht allein für zivile Zwecke, auch für die Rüstung. Hoesch und Glasurit waren die größten Unternehmen in Hiltrup und bekamen die meisten Gefangenen und Zwangsarbeiter zugewiesen.

Am 09.Juli 2010 wurde ein vom Künstler Bodo Treichler gestalteter Gedenkstein mit der folgenden Inschrift errichtet: “In Erinnerung an die Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter, die hier in den Jahren 1940 – 1945, in der Zeit des Nationalsozialismus in Deutschland, gefangen waren. Wir erinnern besonders an diejenigen Menschen, die Sklavenarbeit und unmenschliche Lebensbedingungen nicht überlebt haben.
(Stadt Münster – Hiltruper Kirchengemeinden – VVN-BdA)”

Der Gedenkstein steht unweit des Kanals. Bei Dunkelheit und warmen Wetter, treffen sich dort leider auch Zeitgenossen, die sich reichlich Mut antrinken. Anschließend wissen sie nicht wohin mit ihren Kräften. Die Umgangssprache kennt dafür die Bezeichnung “Halbstarke”. Diese messen sie sich rund um die Prinzbrücke mit jungen Bäumen, Abfalltonnen, Verkehrsschildern, Leitbarken, Baustellenabsperrungen, dem DB Aufzug, immer wieder mit dem Fahrrädern am Bahnhof. Jetzt hat es den Gedenkstein getroffen. Er wurde mit massiver Gewalt samt Fundament umgestürzt.

Es war leider wohl zu erwarten, das so etwas passieren kann. Aber neben dieser schändlichen Tat sollte vielmehr auch folgendes beachtet werden: Regelmäßig standen Kerzen und auch Blumen vor dem Stein, nicht nur zu den klassischen Gedenktagen. Es gibt mehr Mitbürger/innen die ihm Beachtung schenken und der Zwangsarbeiterschicksale gedenken, als Wandalen die solche Stätten schänden. Die Gedenkstätte ist daher trotz der Zerstörung ein Erfolg. Sie war das Ergebnis einer Initiative aus der Bürgerschaft, kein von der Verwaltung ersonnenes Denkmal. Deshalb wird es sicher gelingen, den Gedenkstein neu zu errichten.

Diesmal könnte jedoch vielleicht auch das Grünflächenamt einen Beitrag leisten. Bisher stand der Stein neben dem Bürgersteig im Wald, ohne jede Einfriedung. Ich möchte anregen, diesmal 2m² Fläche mit Randsteinen zu versehen und mit Schlacke zu befestigen, wie die Wege im angrenzenden Waldpark. Dann wäre etwas mehr Abstand zum Gehweg möglich und es könnte ein angemessener “(Vor-) Platz” für Blumen und Kerzen geschaffen werden, die man bisher oft nur auf dem Laub vor dem Stein ablegen konnte.

Hermann Geusendam-Wode