Sparkassen-Vorstand will Stadtteil abhängen
In Berg Fidel rumort es, nachdem die Pläne der Sparkasse zur Schließung der Filiale am Rincklakeweg 12 bekannt geworden sind. Der Vorstand der Sparkasse Münsterland Ost will das Filialnetz in Münster und im Münsterland ausdünnen. Was die Sparkassenmanager in ihrem Papier für den Verwaltungsrat beschönigend “zukünftiges Standortformat” nennen, stößt in Münsters Stadtteil Berg Fidel auf vehementen Unmut. Die Bürger befürchten hier, dass schon in wenigen Wochen ihre Sparkassenfiliale wie angekündigt geschlossen wird. Da wirkt es wie Hohn, wenn der Sparkassenvorstand in dem Papier schreibt “Unsere Kunden wünschen sich individuelle Zugangswege” – als ob die Kunden in Berg Fidel die Schließung ihrer Filiale wünschen!
Ein Selbstbedienungsterminal soll überbleiben, wenn die Pläne des Sparkassenvorstands umgesetzt werden. Das wäre ein Service, wie wir ihn inzwischen aus Tankstellen und riesigen Supermärkten kennen. Er richtet sich an die mobilen Käufer mit größeren Umsätzen. Was dabei auf der Strecke bleibt, ist der Mensch. Und was überhaupt nicht gesehen wird, ist die besondere Situation in Berg Fidel. Hinter vorgehaltener Hand wird auf Seite der Sparkasse Klartext geredet: Berg Fidel lohnt sich nicht. Der größte Teil der Bewohner hat kein Interesse an Aktienkäufen, hier wird nicht mit Derivaten und Fonds gezockt, an deren Verkauf die Banken gut verdienen, hier sind nicht genug größere Vermögen zu verwalten. Viele Menschen in Berg Fidel sind einfache Leute, viele haben in Neudeutsch einen Migrationshintergrund und sind auch schon älter, viele gehen mit ihren kleinen und alltäglichen Anliegen zu “ihrer” Sparkasse vor Ort. Für sie sind die aufgemotzten “Beratungscenter” der Sparkasse in der Geist oder in Hiltrup einfach zu weit weg.
Noch eins: Berg Fidel hat die typischen Probleme einer Retortenstadt aus den 70er Jahren. Das synthetische Stadtteilzentrum ist nach den Maßstäben der 70er geplant und gebaut worden, die Entwicklung ist darüber hinweggegangen. Die kleinen Ladenlokale rechnen sich heute nicht mehr und stehen oft leer, die Post ist schon lange weg – die soziale Funktion des Zentrums als Treffpunkt der Menschen im Stadtteil steht auf der Kippe. Geht nun auch noch die Sparkasse, dann ist das ein weiterer Schritt auf dem Weg zur Verödung. Das hat Berg Fidel nicht verdient!
Die Sparkasse muss sich auf ihren ureigenen Auftrag besinnen. Im Sparkassengesetz heißt es ganz klar: “Die Sparkassen haben die Aufgabe, der geld- und kreditwirtschaftlichen Versorgung der Bevölkerung und der Wirtschaft insbesondere des Geschäftsgebietes und ihres Trägers zu dienen. …. Sie versorgen im Kreditgeschäft vorwiegend den Mittelstand sowie die wirtschaftlich schwächeren Bevölkerungskreise. Die Sparkassen tragen zur Finanzierung der Schuldnerberatung in Verbraucher- oder Schuldnerberatungsstellen bei.” Zwischen diesem gemeinwirtschaftlichen Auftrag und der Notwendigkeit, Geld zu verdienen, gibt es natürlich ein Spannungsverhältnis. Das Sparkassengesetz sagt auch dazu etwas: “Die Sparkassen führen ihre Geschäfte nach kaufmännischen Grundsätzen unter Beachtung ihres öffentlichen Auftrags. Gewinnerzielung ist nicht Hauptzweck des Geschäftsbetriebes.” Dem ist eigentlich nichts hinzuzufügen: Gewinn ist nicht Alles.
Die Bürger in Berg Fidel sehen die geplante Umstellung auf Selbstbedienung als Affront: “Ein Geldautomat ist kein Ersatz für den Menschen am Schalter, der den vielen älteren Kunden bei der Erledigung ihrer Geldgeschäfte hilft”, fasst Karl-Heinz Winter als Ansprechpartner der SPD in Berg Fidel die vielfach an ihn herangetragene Stimmung im Stadtteil zusammen. Die SPD lädt deshalb zu einer Bürgerversammlung ein: am Montag, dem 21. März um 18h in der Alten Post – Berg Fidel (Rincklakeweg 21) gibt es Informationen und die Gelegenheit, einen Appell an Oberbürgermeister Lewe und an den Vorstand der Sparkasse zu unterstützen.